PM: 22.07.2016
No-Border Camp Münster
Solidarität mit Geflüchteten und Migrant*innen
Vom 15. bis zum 24.07.2016 fand und findet in der Von-Esmarch-Straße 51 das No-Border Camp Münster statt. Auf diesem Camp haben sich Menschen aus Münster und anderen Städten mit den Auswirkungen von Grenzen auseinandergesetzt.
Wir haben das Camp basisdemokratisch ausgerichtet, um möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben ihre Vorstellungen und Wünsche in die Organisation und den Ablauf einzubringen. Auf den täglichen Plena haben wir Entscheidungen im Konsens gefunden um das Zusammenleben auf dem Camp zu gestalten, aber auch täglich stattfindende Workshops, Filmabende, Vorträge und Diskussionen zu ermöglichen. Zu den Veranstaltungen kamen insgesamt über 300 Besucher*innen.
Für uns sind Grenzen nicht nur Mauern und Zäune einer abgeschotteten „Festung Europa“, sondern auch sämtliche Strukturen, die Menschen aufgrund von unterschiedlicher Staatsangehörigkeit die Teilhabe an der Gesellschaft erschweren. Dabei wird nicht nur die Perspektive auf Bleiberecht durch Isolation in Aufnahmelagern, ungerechte Asylverfahren und strukturellen Rassismus beeinträchtigt, sondern auch Menschenrechte wiederholt massiv verletzt.
Aus diesem Verständnis heraus haben wir uns in den letzten 10 Tagen mit Themen wie z.B. der Situation in den kurdischen Gebieten, europäischer Migrationspolitik, deutschem Asylrecht, rechtspopulistischen Strömungen in Deutschland, Abschiebelagern in NRW oder mit Kirchenasyl beschäftigt.
Am Samstag sollen jetzt unsere Erkenntnisse und Forderungen praktisch auf die Straßen Münsters getragen werden. Teile des Camps ziehen dafür um 10 Uhr auf den Aegidimarkt, um eine öffentliche Diskussion über Möglichkeiten zur Überwindung eben jener Grenzen mit allen interessierten Menschen zu führen.
Anschließend gibt es auf dem Camp ein öffentliches Picknick, zu dem benachbarte Flüchtlingsunterkünfte eingeladen wurden. Als Abschluss zeigen wir die preisgekrönte Dokumentation „Shakespeare in Zaatari“ über das größte Flüchtlingslager in Jordanien mit anschließender Diskussion mit den anwesenden syrischen Regisseuren und Theatermachern Maan Mouslli, Nawar Bulbul und Anis Hamdoun.
PM: 15.07.2016
++++ Pressemitteilung No Border Camp Münster – 15.07.- 24.07.16 +++
Gerade wurden in Münster an der Von-Esmarch-Straße wieder die Zelte aufgeschlagen, um einen Raum zu schaffen, an dem sich Menschen begegnen und in Austausch kommen können. Unter dem Namen „No Border Camp“ soll es dabei vor allem um das Thema Grenzen gehen – nicht nur im Sinne von Staatsgrenzen, sondern auch in Form der Grenzen in unserem Alltag, unseren sozialen Beziehungen und unseren Städten. Das Camp ist dabei vollkommen selbstorganisiert und unkommerziell und wird von und mit all denen gestaltet, die am Ort anwesend sind und sich einbringen wollen.
Mit der Räumung des Protestcamps Idomeni in Nordgriechenland ist es um das Thema Flucht und Asyl still geworden. Die Grenzen sind offiziell geschlossen, doch weiterhin sind tausende Menschen auf der Flucht, auf der Suche nach einem besseren Leben. Geschlossene Staatsgrenzen werden niemals zu einem Abbruch der Migrationsbewegungen führen, sondern verschlimmern nur die Bedingungen unter denen diese Migration stattfindet. Ihre Reise nach und durch Europa ist von menschenunwürdigen Bedingungen gerahmt und von Erfahrungen mit psychischer und physischer Gewalt geprägt. Dies bedeutet auch, dass die Schließung der Staatsgrenzen dazu führt, dass nur diejenigen, die körperlich und finanziell in der Lage sind diesen Weg zu bewältigen es dieser Tage bis nach Nordeuropa schaffen. Viele Menschen wollen nach Deutschland, in der Hoffnung hier ein sicheres Leben anfangen zu können, doch statt einen Ort des Ankommens aufzufinden, sehen sich viele der Menschen auch hier mit undurchschaubaren Asylgesetzen, Stigmatisierung, Ausgrenzung und rassistischer Gewalt konfrontiert. Die wenigsten Menschen bekommen die Chance wirklich anzukommen und ein neues Leben anzufangen. Wenn sie nicht direkt abgelehnt und abgeschoben werden, leben die meisten von ihnen von Duldung zu Duldung – ein Zustand der von Ankommen, Integration und Willkommenskultur meilenweit entfernt liegt.
Zur gleichen Zeit des No Border Camps in Münster wird es auch ein No Border Camp in Thessaloniki geben. Diese beiden Camps reflektieren dabei zwei Seiten der selben Medaille: Bewegungsfreiheit und Bleiberecht. Denn wenn es Menschen nach langen, beschwerlichen Reisen nach Deutschland, Nordrhein-Westfalen und Münster geschafft haben, bedeutet dies noch lange kein Ende ihrer Odyssee. Deswegen kann die Forderung nach offenen Grenzen und Bewegungsfreiheit nicht die Situation am Ort des Ankommens außer Acht lassen. Denn ohne eine starke Bleiberechtsperspektive endet die Anstrengung von flüchtenden und unterstützenden Menschen so vergeblich wie die Arbeit des Sysiphos.
Das Camp soll daher auch die Grenzen der sozialen und urbanen Strukturen öffnen und einen Raum für Begegnung, Austausch, Freundschaften und ein Lernen voneinander schaffen. Neben zahlreichen Informationsveranstaltungen wird es daher auch viel Platz für Kultur, Sprachen, Handwerkliches und vieles andere geben. Das Camp wird komplett selbstorganisiert und unkommerziell stattfinden und basiert auf dem Engagement jeder einzelnen Person, die sich einbringen möchte. Weitere Informationen zum Camp, zu den Hintergründen und zum Programm gibt es auf der Internetseite www.nobordercamp-ms.org und über folgende Telefonnummer: 015734945343.
An dieser Stelle steht daher eine herzliche Einladung an alle, die vorbeikommen möchten zum diskutieren, gestalten, mitmachen, helfen und kennenlernen auf der Wiese an der Von-Esmarch- Straße 51.